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IAA: Zweiradmesse mit Autoanhängsel?

Seit dem Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 oder wirtschaftswissenschaftlich gesprochen, seit der „Schwarze Schwan“ auftauchte, steht die in Deutschland (und auch andernorts auf der Welt) traditionell starke Event- und Messewirtschaft massiv unter Druck. Dieses für viele unerwartet eingetretene singuläre Ereignis (so die Übersetzung für den ökonomischen Begriff, den man der Tierwelt entlehnte) lässt seither keinen Stein in der Branche mehr auf dem anderen.

Reihenweise fielen zwischen 2020 und heute Shows und viele Präsenzmessen dem Corona-Virus zum Opfer. Getroffen hat es auch die traditionellen Motorrad-Regionalmessen in München, Hamburg, Dortmund & Co. oder die internationale Intermot in Köln. Virtuelle Treffen oder Hybrid-Veranstaltungen lösten das Geschehen ab. Dank des Impffortschritts, auch wenn er gerade ein wenig ins Stocken geraten zu sein scheint, kehrt langsam so etwas wie Normalität ein. Die Vorbereitungen für die Regionalmessen und die Intermot 2022 sind angelaufen. Unlängst ging der Caravan Salon in Düsseldorf Corona-gerecht über die Bühne oder die neue IAA Mobility am neuen Standort in München.  

In der bayrischen Metropole stellte sich dem Besucher allerdings die Frage, ob aus der neuen IAA Mobility, wie sie der federführende Verband der Automobilindustrie (kurz: VDA) taufte, eine Fahrradmesse mit angeschlossener Autoausstellung geworden ist? Über 70 Zweiradaussteller übertrumpften die Zahl der anwesenden klassischen Automarken um ein Vielfaches. Außer den deutschen Edelmarken glänzten fast alle anderen Fabrikate (außer einigen chinesischen Playern) mit Abwesenheit. Hinzu kamen die ganzen Anbieter der Mikromobilität mit ihren Sharing- und Abodiensten, Pedelecs von GasGas und Husqvarna, E-Scooter, Elektroroller und auch -motorräder. Hat das Automobil seinen Zenit überschritten, gehört dem Lastenrad und anderen Vehikeln die Zukunft der Mobilität?  

Und wenn künftig so viele Radler nach München kommen – was passiert dann aus der Eurobike, die 2020 zum letzten Mal in Friedrichshafen stattfand und nächstes Jahr nach Frankfurt am Main wandert?
Fragen über Fragen, die es zu beantworten gilt. Spannend auch, wie der beispiellose Boom in der Fahrrad- und Pedelec-Branche heftig ins Stocken geriet, weil die Lieferketten aus Fernost nach wie vor massiv gestört sind. Wer heute beim Fahrradfachhändler ein Pedelec bestellt (so manche Motorradhändler sind inzwischen ja ebenfalls auf den E-Bike-Zug aufgesprungen), braucht Nerven aus Drahtesel-Seilen. Die Wartezeiten auf ein Wunschbike betragen nicht selten schon mehr als zwölf Monate. Bereits im Frühsommer 2021 sei die gesamte für die Saison 2022 projektierte Produktion ausverkauft gewesen, sagen Branchenexperten. Selbst Händler, die mutig und über die Maßen vorgeordert hätten, könnten ihren Kunden keine Sicherheit geben, ob die Ware auch tatsächlich beizeiten geliefert wird, wenn sie denn überhaupt eintrifft. Verrückte Zweiradwelt!

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