Emotion contra bunte Filmchen im Netz

Der Speedlog „Motorradluft schnuppern“ beschäftigte sich mit dem Re-Start der regionalen Motorradmessen, am Beispiel der Motorradwelt Bodensee. Einige Leser haben uns ihre Meinung dazu geschrieben.

Zum Beispiel Hans-Jürgen Weigt, Gründer der vom Syburger Verlag herausgegebenen MOTORRAD NEWS und seit vielen Jahren selbst Betreiber der Twin-Motorradmessen in Dortmund und Leipzig. Er brachte folgende Meinung mit von der Motorradwelt Bodensee in Friedrichshafen: „Es war sehr schön mal wieder echte Motorradatmosphäre mit ganz vielen Leuten, interessanten Gesprächen und neuen und klassischen Motorräder zu erleben. Für mich und viele Aussteller war es eine gelungene Einstimmung auf die Events in Leipzig und vor allem in Dortmund! Die Abstinenz gewisser Hersteller bleibt für die Fangemeinde, die das Live-Erlebnis und die Einstimmung auf eine erlebnisreiche neue Saison suchen, ein Ärgernis. Die (gut organisierten!) Frühjahrsmessen bieten ganz andere Emotionen als bunte Filmchen im Internet. Also machen wir weiter. No Future ist woanders.“

Roland Bosch von der Messe Friedrichshafen schrieb: „Ich hoffe, dass euer Besuch der Motorradwelt Bodensee trotz des Fehlens wichtiger Marken zielführend und interessant war. Allein die großartigen sportiven Events waren für die meisten den Besuch wert. Mit über 47.000 Besuchern konnten wir nachdrücklich zeigen, dass die Motorradmesse am Bodensee zu den Großen zählt. Wir hoffen nun, dass die fehlenden Hersteller dies nachträglich erkennen und im nächsten Jahr wieder mit dabei sind. Ich denke, dass deren grundsätzliche Entscheidungen wichtige Messen zu ignorieren über kurz oder lang, salopp gesagt, in die Hose geht. Man sollte sich den Ast, auf dem man sitzt, nicht selbst absägen.“

Jürgen Theiner von MotorProsa – Geschichten aus der Kurve, tat seine Meinung ebenfalls kund: „Die Motorradwelt Bodensee war das erste Motorradevent 2023 für mich. Ich blicke auf Fotos und Notizen, denke zurück, und kann sagen: Ganz große Klasse! Die Gespräche, die ich führen konnte, die inspirierenden Begegnungen und wieder aktivierten Kontakte, das »Bald geht‘s wieder Los«-Kribbeln in der Magengrube: Stark! Organisation und Ablauf: Perfekt! Infrastrukturen und Möglichkeiten: Top! Der Besuch war für mich auch ein Business-Termin.“

Neben dem positiven Tenor zur Messe gab es aber in den sozialen Medien viel Kritik, vor allem seitens der Endverbraucher. Sie entzündeten sich vor allem daran, dass viele wichtige Motorradhersteller wie BMW, KTM, Yamaha, Honda oder Ducati fehlten. 

Stellvertretend für den vielstimmigen Kritikerchor zitiere ich hier eine Meinung von Messebesucher Ulrich B., aufgeschnappt auf Facebook: „Ich war heute in Friedrichshafen. Es war gelinde gesagt, beschämend. Eine Messe, welche man sich wirklich schenken kann. Weder BMW, KTM, Yamaha, Honda noch Ducati oder der Lokalmatador Touratech waren mit Ständen auf der Messe vertreten. Das gleiche Bild weiter hinten in der 5er-Halle, wo die ganzen Reiseveranstalter immer waren und auch noch sind, aber leider halt gefühlt weniger als die Hälfte, welche es sonst immer waren. So zieht es sich wie ein roter Faden durch weitere Hallen: weniger Bekleidungsaussteller, einige Hallen auch nicht ganz gefüllt und im hinteren Bereich abgetrennt. Diese Entwicklung ist sehr bedauerlich. Ich weiß auch nicht, was den Schreibtischtätern in den jeweiligen Marketingabteilungen durch den Kopf geht, aber es ist definitiv die falsche Richtung, die da eingeschlagen wird. Dieser unheilvolle Weg ging vor ein paar Jahren los, als sich BMW zu der schwachsinnigen Entscheidung entschloss, das Treffen von Garmisch nach Berlin zu verlegen. Was für ein Unfug. Die Leute wollen sich nicht virtuell die Mopeds anschauen, sie wollen sie anfassen, drauf sitzen und mit anderen Gleichgesinnten darüber reden. Aber liegt die Schuld vielleicht auch an der Messegesellschaft? Sind es die hohen Standgebühren, welche die Hersteller davon abhält auf die Messe zu gehen? Man sollte die Kuh, die man melkt, nicht zuvor schlachten. Diese Entwicklung hat dieser Messestandort Friedrichshafen mit ihrer tollen Messe nicht wirklich verdient...“

Auch Messebesucher Christian S. machte seinem Ärger so Luft: „War eben da und bin sehr enttäuscht. Es fehlen fast alle großen Hersteller wie zum Beispiel BMW, KTM, Ducati, Honda, Suzuki, Yamaha...Hallo, es ist Motorrad-Messe und fast keine Motorräder sind da; bin einfach nur sprachlos. Sind die Kunden jetzt den Herstellern wurscht? Wie weit kann man sich noch von der Kundschaft entfernen? Anscheinend wollen die nix mehr verkaufen.“

Wie seht ihr das? Werden künftig noch mehr Hersteller den Präsenzmessen fernbleiben und damit das Konzept Motorradmesse mittel- bis langfristig zum Auslaufmodell machen? Oder kehren die großen Marken wieder reumütig zurück, angezogen vom ungebrochenen Besucherzuspruch der Bikefans nach der Corona-Krise und einer Community, die sich vor Ort treffen, Benzin reden oder sich unter Strom setzen lassen möchte zum Saisonstart? Ich freue mich wie immer auf Eure Meinungen. Mail an maderner@syburger.de.

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